Was ist Gemba-Management? Ein Leitfaden zum Führen vom Arbeitsplatz
Gemba (現場) ist ein japanisches Wort, das so viel wie „der echte Ort“ bedeutet. Im Kontext von Lean Management bezeichnet es den Ort, an dem der Wert tatsächlich geschaffen wird—sei es auf einer Produktionsfläche, in einer Krankenhausstation, an einer Servicetheke oder auf einer Baustelle. Gemba-Management ist somit die Praxis, von diesem echten Ort aus zu führen. Es geht darum, dorthin zu gehen, wo die Arbeit stattfindet, zu beobachten, was wirklich geschieht, und Entscheidungen auf der Grundlage unmittelbarer Beobachtungen zu treffen—nicht auf der Basis von Annahmen oder gefilterten Berichten.
Diese Idee ist nicht neu; Toyota hat dieses Prinzip seit Jahrzehnten in seine Kultur integriert, unter dem Motto Genchi Genbutsu, was so viel bedeutet wie „gehen und sehen“. Statt sich ausschließlich auf Präsentationen zu stützen, gehen Führungskräfte über die Flächen, sprechen mit den Mitarbeitenden und beobachten die Prozesse in Echtzeit.
Es handelt sich hierbei nicht um Mikromanagement oder darum, einen Rundgang durch das Gebäude zu machen. Echtes Gemba-Management ist zielgerichtet, strukturiert und kollaborativ. Es fördert Vertrauen, entdeckt Probleme frühzeitig und hilft, die Führung mit den täglichen Betriebsabläufen zu verbinden. Richtig umgesetzt ist es nicht nur eine Führungstechnik—es ist eine Denkweise.
Ein Werksleiter, den ich kannte, drückte es treffend aus: „Die Wahrheit lebt nicht in Berichten — sie lebt in den Lücken zwischen den Prozessschritten und in den Augen deines Teams. Und das wirst du nur im Gemba sehen.“
Wie man Gemba-Management effektiv praktiziert
Gemba-Management zu praktizieren bedeutet nicht, ziellos umherzuirren, als suche man nach seinen verlorenen Autoschlüsseln. Es ist strukturiert, absichtlich und fokussiert. Und wenn es richtig gemacht wird, beginnt man, Muster, Engpässe und Chancen zu erkennen, die kein Dashboard zeigen kann.
Hier sind einige Schritte, wie man Gemba-Management in der eigenen Arbeitsumgebung umsetzen kann:
1. Regelmäßige Gemba-Walks planen
Warten Sie nicht, bis etwas Kaputtgeht. Machen Sie Gemba zu einer Gewohnheit, nicht zu einer Reaktion. Regelmäßige Rundgänge—täglich, wöchentlich oder nach Schicht—helfen, Konsistenz und Sichtbarkeit aufzubauen. Wenn die Teams wissen, dass Sie regelmäßig vorbeikommen, sind sie eher bereit, Probleme proaktiv anzusprechen.
2. Mit einem Ziel spazieren
Jeder Gemba-Walk sollte einen klaren Fokus haben. Geht es heute um Sicherheit? Zykluszeiten? Ursachen für Ausfallzeiten? Definieren Sie Ihr Ziel im Vorfeld, damit Ihr Besuch produktiv und zielgerichtet ist. Zielloses Umherirren mag zwar Ihre Schritte zählen, aber es liefert keine Ergebnisse.
3. Engagieren, nicht verhören
Sprechen Sie mit den Menschen. Stellen Sie offene Fragen wie:
– „Was hindert Sie daran, Ihre Arbeit einfacher zu erledigen?“
– „Gab es in letzter Zeit Probleme hier?“
– „Gibt es etwas, das Sie verbessern würden, wenn Sie könnten?“
Meiden Sie Vorwürfe, Urteile oder das Hineinspringen in Lösungen. Sie sind hier, um zu lernen, nicht um Vorträge zu halten.
4. Visuelle Managementwerkzeuge nutzen
Nutzen Sie, was bereits vor Ort ist—Tools wie Short Interval Control (SIC)-Bretter, Visualisierungen zur 5S-Methode, KPIs oder Andon-Leuchten. Diese Werkzeuge sind nicht nur zur Dekoration gedacht, sondern sollen Probleme sichtbar machen. Wenn das Board leer ist, während die Betriebsabläufe struggle, ist das ein Alarmzeichen.
5. Dokumentieren und nachverfolgen
Machen Sie unauffällige Notizen, heben Sie zentrale Beobachtungen hervor und—das Wichtigste—handeln Sie, basierend auf dem, was Sie finden. Gemba verliert schnell an Glaubwürdigkeit, wenn sich nichts ändern. Verfolgen Sie Probleme, eskalieren Sie wo nötig und informieren Sie die Leute, was dafür getan wurde. Das zeigt Respekt für ihr Feedback und baut Vertrauen auf.
Bonus-Tipp: Laden Sie Verstärkung ein
Erwägen Sie, Mitarbeiter aus Instandhaltung, Qualität oder Support bei Ihren Gemba-Walks mitzubringen. Das unmittelbare Sehen von Problemen hilft den Unterstützungsteams, schneller zu reagieren und die richtigen Prioritäten
Diese Zusammenfassung basiert auf dem Beitrag What is Gemba Management?
Quelle: Learn Lean Sigma