Warum der Fokus auf Effizienz Unternehmen schadet – und was wirklich zählt

In der Diskussion um Effizienz in Unternehmen wird oft vergessen, dass der Begriff je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen hat. Während eine hohe Effizienz in der Produktion kurzfristig als positiv bewertet werden kann, birgt sie auf lange Sicht das Risiko, die Qualität und die Zufriedenheit der Kunden zu gefährden. Die Frage ist nicht nur, wie effizient wir unsere Ressourcen nutzen, sondern vielmehr, wie wir die Produktivität steigern, um den tatsächlichen Anforderungen des Marktes gerecht zu werden.

Der Begriff „Effizienz“ wird häufig verwendet, ohne genau zu definieren, was damit gemeint ist. Dies führt zu Fehlentscheidungen, die negative Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen haben können. Beispielsweise wird in vielen Produktionsabteilungen das kontinuierliche Arbeiten großer Maschinen gefördert, um die Auslastung zu maximieren. Diese Strategie führt jedoch zu einer Überproduktion von Waren, was nicht nur Lagerflächen belastet, sondern auch zusätzliche Kosten verursacht.

In der Gesundheitsbranche zeigt sich das Bild noch verzerrter. Krankenhausverwaltungen, die „Effizienz“-Anforderungen folgen, optimieren verschiedene Bereiche wie die Patientenaufnahme und Triage beispielsweise unabhängig voneinander. Zunächst scheinen die Finanzkennzahlen positiv, aber langfristig wird die Qualität der Dienstleistungen beeinträchtigt. Dies kann zu längeren Wartezeiten, verringertem Personal und schlechterem Patientenwohl führen. Solche unerwünschten Nebeneffekte sind oft das Ergebnis einer einseitigen Betrachtung der Effizienz, die das gesamte System und die Interdependenzen zwischen den Abteilungen ignoriert.

Der Managementexperte W. Edwards Deming kritisierte diese pyramidenartige Sichtweise, die in vielen Organisationen vorherrscht und die Führungskräfte dazu anregt, sich auf die Maximierung der Effizienz einzelner Abteilungen zu konzentrieren. Er argumentierte, dass diese Vorgehensweise eine Trennung zwischen den Unternehmenszielen und den Interessen der Mitarbeiter schafft. Stattdessen befürwortete er ein Systemdenken, das die komplexen Zusammenhänge innerhalb einer Organisation berücksichtigt. Eine solche Sichtweise fördert die Zusammenarbeit und sorgt dafür, dass alle Abteilungen an einem gemeinsamen Ziel arbeiten.

Die Herausforderung für die Unternehmensführung besteht darin, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die gesamte Produktivität der Organisation zu steigern, anstatt den Fokus ausschließlich auf die Effizienz einzelner Bereiche zu richten. Letztendlich ist es wichtig, die Qualität von Produkten und Dienstleistungen zu gewährleisten, die Kunden verlangen. Davon abhängig ist auch der Erfolg des Unternehmens. Hier kommt das Konzept der Produktivität ins Spiel, das weit über das reine Streben nach Effizienz hinausgeht.

Zusammenfassung: Effizienz vs. Produktivität

  • Effizienz ist kontextabhängig und kann kurzfristig zu Fehlentscheidungen führen, die langfristig schädlich sind.
  • Die pyramidenförmige Sichtweise des Managements fördert eine unzureichende Betrachtung der systemischen Zusammenhänge zwischen Abteilungen.
  • Statt Effizienz zu maximieren, sollten Unternehmen die Produktivität steigern, indem sie alle Ressourcen optimal nutzen.

Was Operations-Profis wissen sollten

Das Verständnis von Effizienz und Produktivität ist für Operations-Profis von wesentlicher Bedeutung. Es ist entscheidend, den Fokus von einer isolierten Betrachtung der Effizienz hin zu einer holistischen Sicht auf die Produktivität zu verschieben. Dabei sollte die Frage nicht sein, wie einzelne Prozesse effizienter gestaltet werden können, sondern wie insgesamt eine höhere Produktivität erreicht wird.

Um dies zu gewährleisten, sollten Operations-Profis engere Zusammenarbeiten zwischen Abteilungen fördern, um Synergien zu nutzen und Kommunikationslücken zu schließen. Ein weiterer Schritt könnte die Implementierung von kontinuierlichen Verbesserungsprozessen sein, die das Engagement aller Mitarbeiter einbeziehen und die Relevanz ihrer Beiträge zum Unternehmenserfolg betonen.

Die Konsequenzen für das Tagesgeschäft sind weitreichend. Effektive Teamarbeit verbessert nicht nur die Qualität der erbrachten Leistungen, sondern steigert auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter, was zu einer niedrigeren Fluktuation und besseren Ergebnissen führt. Ein waches Auge auf die Gesamteffizienz und -produktivität der Organisation, anstatt nur auf isolierte Effizienzmetrik, wird letztendlich helfen, das Unternehmen auf lange Sicht erfolgreich zu machen.

Robert Reseneder – Interim Manager und Mentor
Tel. +49 175 265 6522

Diese Zusammenfassung basiert auf dem Beitrag Efficiency? What efficiency?
Quelle: The Lean Post

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