Die Gefahren der „Hero“-Mentalität in der Lean-Organisation

In der heutigen Geschäftswelt, die von Effizienz und kontinuierlicher Verbesserung geprägt ist, scheint die „Hero“-Mentalität – das Streben nach persönlichem Heldentum durch angestellte Retter – zunächst eine Tugend zu sein. Diese Mitarbeiter übernehmen in Krisensituationen das Kommando, arbeiten überlange Stunden und scheinen die Probleme der Organisation im letzten Moment zu lösen. Doch während dies Engagement demonstriert, stellt sich schnell heraus, dass solche heroischen Ansätze in Organisationen, die Lean Thinking anstreben, ein kritisches Hindernis darstellen, das den kontinuierlichen Verbesserungsprozess ausbremst.

Das Problem der Heroik in einem Lean-Arbeitsumfeld

Lean Thinking basiert auf Prinzipien, die Prozessoptimierung, standardisierte Systeme und kontinuierliche Verbesserung fördern. Die Hero-Mentalität hingegen gedeiht in Chaos und Unordnung. Hero-getriebene Kulturen setzen oft auf reaktive Problemlösungsansätze anstelle von proaktiven, systemischen Überlegungen. Diese Arbeitsweise stört nicht nur die Prozessabläufe, sondern lässt Organisationen auch die zugrunde liegenden Ursachen ihrer Probleme außer Acht.

Nehmen wir das Beispiel von Mike, einem Lagerleiter, dessen schnelles Handeln dafür sorgt, dass die Lieferfristen trotz Verzögerungen bei der Bestandsauffüllung eingehalten werden. Mike erhält regelmäßig Lob für seine kurzfristigen Lösungen. Auf den ersten Blick scheint dies ein Erfolg zu sein – doch in Wirklichkeit verpasst die Organisation die Gelegenheit, die systemischen Ineffizienzen zu beheben, die diese Verzögerungen ursprünglich verursachen.

Ein Grundsatz des Lean Thinking ist die Reduktion von Verschwendung, einschließlich Zeit, Ressourcen und Stress. Die Hero-Mentalität schafft eine Kultur, in der das Feuerlöschen zur Norm wird, wodurch Ineffizienz gefördert wird und die Gestaltung nachhaltiger Arbeitsabläufe behindert wird.

Wie Helden kontinuierliche Verbesserung stören

1.  Instabile Prozesse ermöglichen Heldentum
Helden gedeihen in instabilen, fehlerhaften Prozessen, die ihren Eingriff erfordern. Anstatt Verschwendung zu identifizieren und unnötige Variationen zu beseitigen, verhüllt die Anwesenheit eines Helden oft tiefere Probleme.

2.  Zusammenarbeit tritt in den Hintergrund
Lean Thinking ist kein individueller Sport, sondern fokussiert auf die kollektive Wertschöpfung und die Förderung interdisziplinärer Teamarbeit zur Problemlösung. Helden handeln oft isoliert und schaffen Abhängigkeiten von ihrem individuellen Wissen oder ihren Fähigkeiten.

3.  Feuerlöschen statt systematische Lösungen
Die Hero-Mentalität belohnt kurzzeitige Lösungen anstelle einer tiefgreifenden Ursachenanalyse. Ohne diese Analyse wiederholen Organisationen einfach die gleichen Zyklen von Misserfolg und Wiederherstellung.

4.  Helden verschleiern die Verschwendung
Eines der Kernprinzipien des Lean ist die Identifizierung und Beseitigung von Verschwendung entlang der Wertschöpfungskette. Helden verschleiern diese Verschwendung, indem sie in Echtzeit eingreifen, was die Organisation blind für strukturelle Ineffizienzen macht.

Von Helden zu systemischem Denken wechseln

Die gute Nachricht ist, dass Organisationen die Hero-Mentalität überwinden können, indem sie einen Lean-Ansatz übernehmen, der sich auf Systeme und nicht auf Einzelpersonen konzentriert. Der Aufbau einer kontinuierlichen Verbesserungs-Kultur bedeutet, nachhaltige Ergebnisse zu feiern und nicht nur schnelle Lösungen. Hier sind einige Ansätze, um die schädlichen Auswirkungen der Hero-Mentalität zu bekämpfen:

1.  Prozesse standardisieren
Lean-Transformation beginnt mit der Standardisierung der Arbeitsabläufe, um reproduzierbare und vorhersehbare Ergebnisse zu erzielen. Dadurch wird die Abhängigkeit von Helden verringert.

2.  Teams ermächtigen, nicht Einzelpersonen
Mitarbeiter sollten lernen, dass ihr kollektives Feedback die Verbesserung vorantreibt. Lean nutzt das Engagement der Mitarbeitenden vor Ort zur Problemlösung und fördert die gemeinsame Verantwortung für Ergebnisse.

3.  Fokus auf Ursachenanalyse und Prävention
Wenn Probleme auftreten, sollten Lean-Werkzeuge eingesetzt werden, um die Ursachen zu identifizieren. Es gilt, die Teams zu würdigen, die Probleme verhindern, und nicht nur die, die Notfälle beheben.

4.  Prozessverbesserungen belohnen
Belohnungen sollten weg von Einzelpersonen, die „den Tag retten“, hin zu Teams gelenkt werden, die Prozesse verbessern, um wiederkehrende Probleme zu vermeiden.

Zusammenfassung

  • Die Hero-Mentalität behindert die Implementierung von Lean-Prinzipien und schädigt kontinuierliche Verbesserungsprozesse.
  • Standardisierte Prozesse und Teamarbeit sind entscheidend, um die Abhängigkeit von „Helden“ zu reduzieren und Effizienz zu steigern.
  • Ein Fokus auf Ursachenanalyse und präventive Maßnahmen sichert nachhaltige Verbesserungen und optimiert Betriebsabläufe.

Was Operations-Profis wissen sollten

Die Relevanz des Themas ist klar: Die Hero-Mentalität steht einer erfolgreichen Lean-Transformation im Weg. Operations-Profis sollten Maßnahmen ergreifen, um die Kollekivität der Problemlösung zu betonen und klare Prozesse zu etablieren. Für das Tagesgeschäft bedeutet dies, dass jede kurzfristige Lösung, die lediglich ein Symptom behandelt, langfristig ineffizient ist. Ein Umdenken hin zu systematischer Analyse und Teamarbeit ist entscheidend, um die Organisation wirklich zu verbessern und die operativen Abläufe zu optimieren. Durch die Implementierung dieser Prinzipien können Unternehmen Wert für ihre Kunden nachhaltig schaffen und jeden Mitarbeiter aktiv in den Erfolg einbeziehen.

Diese Zusammenfassung basiert auf dem Beitrag The “Hero” Mentality vs. Lean Thinking: Why It Holds Continuous Improvement Back
Quelle: LeanScape

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