Anpassungsfähige Problemlösung im Operations-Management: Lernen mit Geduld
Einführung in das Thema der Anpassungsfähigkeit in der Problemlösung
Im Bereich des Operations-Managements steht das Konzept der Problemlösung häufig im Mittelpunkt der Ausbildung von Ingenieuren. Dabei wird oft zwischen prädiktivem und adaptivem Problemlösen unterschieden. Während prädiktives Problemlösen dazu dient, klare Lösungen durch analytische Verfahren zu entwickeln, wird adaptives Problemlösen als eine Methode beschrieben, die sich mit mehr Unsicherheit und Komplexität auseinandersetzt. In ihrem Buch „Your Leadership Edge“ betonen Ed O’Malley und Amanda Cebula die Wichtigkeit dieser Unterscheidung. Während der Ingenieur beim prädiktiven Ansatz von vornherein ein hohes Vertrauen in die Lösungsansätze hat, erfordert der adaptive Ansatz eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Problem und die Einbeziehung verschiedener Perspektiven.
Prädiktives Problemlösen wird oft als geradlinig und effizient wahrgenommen. Ingenieure identifizieren das Problem, analysieren die relevanten Daten und entwickeln Lösungen, die sie dann implementieren und testen. Dieses Vorgehen kann effektiv sein, solange die zugrunde liegenden Annahmen und Bedingungen stabil sind. In der komplexen Realwelt sind jedoch viele Probleme nicht so klar umrissen. Hier kommt das adaptive Problemlösen ins Spiel, das weniger von sicheren Annahmen geprägt ist und häufig experimentelle Ansätze und Lernen durch Ausprobieren erfordert. Der Fokus liegt auf der direkten Beobachtung bestehender Prozesse und der Einbeziehung von Stakeholdern, um ein umfassenderes Verständnis der Herausforderungen zu erlangen.
Die Toyota-Methode und die Rolle des Gemba
Das Beispiel von Toyota verdeutlicht das Konzept des adaptiven Problemlösens. Das Unternehmen hat sich in der Industrie einen Namen gemacht für seine Bereitschaft, während der Entwicklungsphase umfangreiche physische Prototypen zu erstellen. Diese Herangehensweise, die als „Lernen durch Handeln“ bekannt ist, ist ein zentraler Bestandteil der Toyota-Kultur. Hierbei wird die Unsicherheit akzeptiert und durch wiederholtes Experimentieren mit verschiedenen Lösungsmöglichkeiten genutzt. Führungskräfte denken oft: “Wir wissen nicht, was die beste Lösung ist, aber wir werden unser Bestes tun, um es herauszufinden.”
Das Toyota Production System und das Toyota Product Development System bieten eine Vielzahl von Werkzeugen wie Wertstromanalyse und Set-based Design. Diese Werkzeuge werden jedoch nicht isoliert betrachtet. Das Erfolgspotenzial basiert vielmehr auf einem tief verwurzelten Problemlösungsansatz, der auf wissenschaftlichem Denken beruht. Der Plan-Do-Check-Act-Zyklus stellt eine Mischung aus prädiktiven und adaptiven Elementen dar. Ein großer Teil dieser Philosophie wurde von Mike Rother durch sein Konzept von „Toyota Kata“ formalisiert, das darauf abzielt, Praktiken zu entwickeln, die adaptive Problemlösungsstrategien fördern.
Die Anwendung von Toyota Kata
In der Praxis zeigt sich, dass viele Ingenieure zu analytisch herangehen und lange an der perfekten Lösung arbeiten, bevor sie auch nur einen Versuch starten. Die Einführung von Toyota Kata, bringt eine erhebliche Veränderung mit sich. Wir lernen, wie wichtig es ist, durch schnelle Experimente zu lernen und die Ansätze schrittweise anzupassen, was zu einem tieferen Verständnis der Zusammenhänge und Herausforderungen führt.
Zusammenfassung
- Prädiktives Problemlösen bietet Klarheit und Effizienz, während adaptives Problemlösen eine tiefere Auseinandersetzung mit Unsicherheiten erfordert.
- Das Toyota-System fördert adaptiertes Lernen durch Prototypen und Experimentieren im Gemba.
- Die Integration von Toyota Kata in die Problemlösungsprozesse fördert iterative Lernprozesse über schnelle Experimente.
Was Operations-Profis wissen sollten
Das Verständnis der beiden Problemlösungsansätze ist für Operations-Manager wesentlich. Die Relevanz dieser Thematik liegt in der Nature der Herausforderungen, mit denen Unternehmen heutzutage konfrontiert sind. Operations-Profis müssen oft mit unvorhersehbaren Variablen und komplexen Szenarien umgehen, in denen traditionelle analytische Methoden nicht immer ausreichen.
Daher sollten Operations-Manager adaptive Methoden in ihren Werkzeugkasten aufnehmen. Dies bedeutet, den Wert der Erkenntnisse derjenigen anzuerkennen, die die Probleme aus erster Hand erleben, und schnellere Tests von Ideen zu fördern. Diese proaktive Herangehensweise kann dazu beitragen, Lösungen laufend zu optimieren und den gesamten Prozess des Operations-Managements agiler zu gestalten.
In der täglichen Praxis kann die Umsetzung adaptiver Problemlösungen zunächst mehr Zeit in Anspruch nehmen. Ein bewusster Umgang mit Unsicherheiten und die Fokussierung auf das Lernen aus der Erfahrung werden jedoch langfristig zu einer besseren Problemlösungskompetenz und herausragenden Ergebnissen führen.
Diese Zusammenfassung basiert auf dem Beitrag Adaptive Organizations Need Adaptive Problem Solvers
Quelle: The Lean Post