Warum die EU-Kreislaufwirtschaft durch neue Kunststoffrichtlinien in Gefahr geraten könnte

Eine breite Allianz aus führenden Unternehmen und Verbänden der Recycling- und Verpackungswirtschaft warnt vor schwerwiegenden Risiken, die der aktuelle Entwurf des Durchführungsrechtsakts zur Einwegkunststoffrichtlinie (SUPD) für die europäische Kreislaufwirtschaft birgt. Diese Warnungen bedeuten einen Aufruf zu dringenden Änderungen, um die Integrität und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Recyclingindustrie zu wahren.

Die Allianz, zu der namhafte Akteure wie Werner & Mertz, Alpla und Remondis sowie verschiedene Verbände gehören, sendet alarmierende Signale an die EU-Umweltkommissarin Jessica Roswall und andere Mitglieder der Kommission. Im Zentrum der Bedenken steht die geplante Anpassung der Definition von „post-consumer plastic waste“ an die Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (PPWR). Diese Änderung könnte, so die Warnung, der europäischen Kunststoffrecyclingbranche erhebliche rechtliche und wirtschaftliche Risiken bescheren.

Ein zentrales Anliegen der Allianz ist die Gefahr einer Marktverzerrung durch günstigere Importe von Rezyklaten aus Drittländern. Diese Importe, deren Qualitätsstandards oft fragwürdig sind, werden zu Dumpingpreisen angeboten und könnten die Wettbewerbsbedingungen stark beeinträchtigen. Unternehmen befürchten, dass sich ähnliche problematische Praktiken zeigen, wie sie bereits im Textilsektor beobachtet wurden.

Darüber hinaus könnte die geplante Angleichung der SUPD an die PPWR die ökologischen und strategischen Zielsetzungen der EU untergraben. Die bestehenden Quoten für Rezyklate sollen den Umweltschutz und die Rohstoffsouveränität in Europa sichern. Das Zulassen von unregulierten und minderwertigen Rezyklaten aus dem Ausland könnte diese Ziele in Gefahr bringen und letztlich den Rückhalt für eine nachhaltige Wirtschaft untergraben.

Zuletzt äußert die Allianz Bedenken hinsichtlich der Verbraucherwahrnehmung. Mangelnde Klarheit und Verlässlichkeit bei den Qualitätsstandards für importierte Rezyklate führen zu Verwirrung und Vertrauensverlust. Drohende Unsicherheiten im Markt könnten das Vertrauen der Verbraucher in die Glaubwürdigkeit von Rezyklatanteilsangaben weiter schwächen. Um diese Herausforderungen zu meistern, fordert die Allianz, an der bisherigen Definition des bestehenden Durchführungsentwurfs festzuhalten und eine verbindliche Regelung zu etablieren, die sicherstellt, dass importierte Rezyklate denselben Standards entsprechen wie die in Europa produzierten.

„Ohne klare Regeln droht Europa, seine Recyclingindustrie und damit einen zentralen Pfeiler der Kreislaufwirtschaft zu schwächen. Das wäre ein Rückschlag für Umwelt, Klima und Wettbewerbsfähigkeit“, endet das Schreiben der Allianz. Es ist ein eindringlicher Appell an die europäische Kommission und die Mitgliedstaaten, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Recyclingwirtschaft nicht nur zu sichern, sondern auch die ehrgeizigen Klimaziele der EU zu schützen.

Zusammenfassung der Risiken für die Kreislaufwirtschaft

  • Die Anpassung der Definition von „post-consumer plastic waste“ birgt erhebliche legale und wirtschaftliche Risiken.
  • Dumpingpreise für minderwertige Rezyklate aus Drittländern könnten die Wettbewerbsbedingungen in Europa verzerren.
  • Unklare Qualitätsstandards schwächen das Vertrauen der Verbraucher in Rezyklatanteilsangaben und gefährden ökologische Ziele.

Was Operations-Profis wissen sollten

Die aktuelle Diskussion um die SUPD ist für Operations-Manager von zentraler Bedeutung, da sie die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Recyclingwirtschaft direkt beeinflusst. Um diese Risiken zu minimieren, sollten Operations-Profis die Entwicklungen aufmerksam verfolgen und sich aktiv an der Diskussion beteiligen. Es ist entscheidend, klare Qualitätsstandards gemeinsam mit der Industrie zu definieren und sicherzustellen, dass die europäische Kunststoffindustrie nicht durch unregulierte Importe unter Druck gerät.

Der fortschreitende Dialog zwischen Regelsetzern und der Branche könnte wichtige Schritte in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft einleiten. Operations-Manager sind gefragt, um ihre Unternehmen auf mögliche Änderungen in der Regulierung vorzubereiten und Strategien zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit zu entwickeln.

Robert Reseneder – Interim Manager und Mentor
Tel. +49 175 265 6522

Diese Zusammenfassung basiert auf dem Beitrag Recyclingwirtschaft und Umweltverbände fordern Korrekturen bei SUPD-Umsetzung
Quelle: packaging journal

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