Warum Unternehmen jetzt handeln müssen: Die drohende Lücke bei Post-Consumer-Rezyklaten
Ab 2030 wird die EU verbindliche Quoten für Post-Consumer-Rezyklate (PCR) einführen, doch bereits heute ist hochwertiges PCR Mangelware. Eine aktuelle Studie zeigt, dass eine Versorgungslücke von etwa 1 Million Tonnen droht, was für Unternehmen gravierende Folgen haben könnte. Wer jetzt nicht handelt, riskiert hohe Kosten, Produktionsausfälle und mögliche Strafen.
Die neue Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (PPWR) der EU verpflichtet ab 2030 alle Hersteller, einen Mindestanteil an PCR in ihren Verpackungen zu nutzen. Diese Regulierung bringt nicht nur rechtliche Anforderungen mit sich, sondern stellt auch große Herausforderungen an die Industrie, insbesondere im Hinblick auf die Verfügbarkeit von hochwertigem Recyclingmaterial. Die von Interzero in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass trotz optimistischer Annahmen über Recyclingsteigerungen eine signifikante Lücke bestehen bleiben wird. Unternehmen, die erst kurz vor der Frist aktiv werden, laufen Gefahr, mit ernsthaften Herausforderungen konfrontiert zu werden, darunter auch steigende Kosten und mögliche Strafen.
Ein zentrales Ziel der Studie ist es, die Ursachen für die drohende Knappheit von PCR zu analysieren und Möglichkeiten zur Schließung dieser Lücke aufzuzeigen. Unter den befragten Experten glauben 80 %, dass die Quoten der PPWR umgesetzt werden, unabhängig von der Materialverfügbarkeit. Viele Unternehmen berichten bereits jetzt von Schwierigkeiten bei der Beschaffung lebensmitteltauglicher PCR-Materialien zu vertretbaren Preisen.
Die fünf Hauptursachen für die drohende Knappheit an PCR sind:
- Designbarrieren, die aufgrund komplexer Multilayer und Additive hochqualitatives Recycling verhindern.
- Unzureichende Sortierqualität, die durch falsche Entsorgung und schlechte Trennbarkeit den Stoffstrom verringert.
- Limitierte Recyclingkapazitäten, vor allem für Materialien, die für den Lebensmittelkontakt geeignet sind.
- Preiswettbewerb mit Neuware, der die Nachfrage nach PCR untergräbt.
- Der branchenübergreifende Wettbewerb, insbesondere durch die Automobil-, Bau- und Elektronikindustrie.
Laut der Untersuchung bleibt auch bei höheren Recyclingraten und einem Anstieg des chemischen Recyclings eine erhebliche Lücke bestehen, die ohne neue Großanlagen nicht überwunden werden kann. Dies hat tiefgreifende Folgen für Markenhersteller, die sowohl regulatorische Vorgaben einhalten als auch ihre Versorgungssicherheit steigern müssen.
Unternehmen, die jetzt handeln, können sich nicht nur gegen drohende Strafen absichern, sondern auch Wettbewerbsvorteile in einer ressourcenschonenden Zukunft nutzen. Die frühzeitige Sicherung von Ressourcen und Partnerschaften mit verlässlichen Recyclern ist entscheidend, um Produktionsausfälle zu vermeiden. Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, dass ein deutscher Molkereibetrieb durch langfristige Verträge bereits im Jahr 2022 seine Produktion trotz allgemeiner Versorgungsengpässe aufrechterhalten konnte.
Zusammenfassung der Studie zur PCR-Knappheit
- Ab 2030 gelten EU-Quoten für PCR, die eine drohende Lücke von 1 Million Tonnen verursachen.
- Fünf strukturelle Probleme behindern die Bereitstellung von hochwertigem Rezyklat.
- Frühzeitiges Handeln sichert Wettbewerbsvorteile und versorgt Unternehmen mit notwendigen Materialien zu stabilen Preisen.
Was Operations-Profis wissen sollten
Die Herausforderungen im Bereich der regulierten PCR-Nutzung sind für Operations-Manager von hoher Relevanz. Die bevorstehenden Quoten erfordern eine proaktive Herangehensweise, um sowohl rechtlichen Anforderungen genügen als auch die Kostenstruktur im Unternehmen nachhaltig abzusichern. Eine klare Strategie zur Materialbeschaffung und zum Design von Produkten nach Recyclingkriterien ist unerlässlich, um Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten.
Unternehmen sollten sich nicht allein auf kurzfristige Ausschreibungen stützen, sondern langfristige Partnerschaften mit Recyclern und Dualen Systemen anstreben. Auch Investitionen in kritische Technologien wie chemisches Recycling sollten frühzeitig geprüft werden, um den künftigen Absatz von PCR-Materialien zu sichern. Eine transparente Datenauswertung und klare Verantwortlichkeiten im Unternehmen sind essenziell für die erfolgreiche Umsetzung dieser Maßnahmen.
In der sich verändernden Marktlandschaft wird es für Unternehmen entscheidend sein, flexible und innovative Ansätze zu entwickeln, um nicht nur gesetzeskonform zu agieren, sondern auch strategische Vorteile im Bereich Nachhaltigkeit zu erlangen.
Robert Reseneder – Interim Manager und Mentor
Tel. +49 175 265 6522
Diese Zusammenfassung basiert auf dem Beitrag Circular Packaging 2030 – Strategien gegen die PCR-Knappheit
Quelle: packaging journal