Warum die richtige Verpackungsmaterialwahl entscheidend für die Zukunft der Industrie ist
Polyvia hat mit der Studie „Packaging in Transition“ in Zusammenarbeit mit Quantis eine umfassende LCA-Analyse veröffentlicht, die sich mit den Umweltwirkungen und der Zirkularität verschiedener Verpackungsmaterialien beschäftigt. Diese Untersuchung ermittelt Handlungshebel bis 2040 für die Industrie und zeigt, wie wichtig fundierte Entscheidungen im Kontext der kommenden EU-Verpackungsverordnung sind.
Die Studie beleuchtet einen kritischen Aspekt der aktuellen Debatte über Verpackungen: Im Hinblick auf die bevorstehende EU-Verpackungsverordnung (PPWR) ist es entscheidend, auf belastbare, materialübergreifende Daten zurückzugreifen. Diese sollen dazu dienen, Fehlannahmen auszuräumen und die Entscheidungsfindung in Wirtschaft und Politik zu unterstützen. Die durchgeführte Analyse bietet einen umfassenden Blick auf die Umweltwirkungen über den gesamten Lebenszyklus von Verpackungen und bewertet gleichzeitig die Zirkularität, was es ermöglicht, sowohl die Leistung als auch die Kreislauffähigkeit der unterschiedlichen Materialien zu vergleichen.
Methode und Szenarien bis 2040
Quantis hat 130 Verpackungstypen nach der PEF-Methodik der EU modelliert und zusätzlich den Material Circularity Indicator der Ellen-MacArthur-Stiftung eingebracht. Zwei Zukunftsszenarien bis 2040 wurden entwickelt: ein technologiegetriebenes Szenario, das Aspekte wie chemisches Recycling, Gewichtsreduktion und Dekarbonisierung einbezieht, und ein proaktives Regulierungs- und Wiederverwendungsszenario. Diese Szenarien zeigen, wie technologische Innovationen und politische Maßnahmen die Leistung der verschiedenen Materialfamilien beeinflussen können.
Materialspezifische Ergebnisse
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass kein Material „von Natur aus“ überlegener ist als ein anderes; die Eignung ist stets vom spezifischen Nutzungskontext abhängig. Kunststoffe erweisen sich in vielen Fällen aufgrund ihres geringen Gewichts und der hohen Materialeffizienz als umweltfreundlich, zeigen jedoch Nachholbedarf hinsichtlich der Zirkularität. Papier und Karton sind in Bezug auf Rezyklierbarkeit vorteilhaft, verlieren aber an Umweltperformance in Anwendungen, die hohe Festigkeit erfordern. Metalle gelten als sehr zirkulär, die Herstellung bleibt jedoch energieintensiv. Glas hingegen bietet Vorteile beim Recycling und der potenziellen Wiederverwendung, hat aber insbesondere bei Einwegverpackungen hohe Umweltwirkungen.
Branchenspezifische Befunde
In der Lebensmittelverpackung stehen Produktschutz und Barrierefunktionen im Vordergrund. Hier erweisen sich leichtere Kunststofflösungen, insbesondere bei großen Formaten und flexiblen Folien, als umweltseitig vorteilhaft. Karton benötigt je nach Leistungsanforderung häufig mehr Material, während Glas hingegen nur dann überzeugt, wenn die Wiederverwendungsquote hoch ist. Im Industriesektor bleibt die Verwendung robuster, chemikalienbeständiger Kunststoff-Großgebinde wettbewerbsfähig, wobei die Zirkularität durch Wiederverwendung gesteigert werden muss. Holz kann in wiederverwendbaren Anwendungen effektiv eingesetzt werden, sofern die Rückführungslogistik funktioniert. Metalle gewinnen an Bedeutung, je weiter die Dekarbonisierung voranschreitet.
Im Bereich Kosmetik, Pharmahandel und Haushalt bieten Kunststoffe aufgrund ihrer Vielseitigkeit und Beständigkeit gegen Feuchtigkeit und Chemikalien ein gutes Verhältnis von Funktionalität zu Umweltverträglichkeit. Metalle sind für Druckgasanwendungen unverzichtbar, aber in Bezug auf Gewicht und Energieeffizienz im Nachteil. Glas und alternative Materialien schneiden bei Wiederverwendung und Nachfüllung moderat ab.
Im Pharmabereich schränken regulatorische Vorgaben die Möglichkeiten ein: Leichte Kunststoffe sind funktional passend und umweltfreundlich, jedoch weniger zirkular. Komplexe Blisterverpackungen aus Aluminium und Kunststoff sind schwer recycelbar. Die Analyse deutet darauf hin, dass das technologiegetriebene Szenario realistischer erscheint als ein stark reguliertes Wiederverwendungsszenario bis 2040.
Der Hauptengpass in Frankreich bleibt die Erfassung: Aktuell werden lediglich etwa 30 % der Kunststoffverpackungen recycelt. Geplant sind jedoch 50 % bis 2025. Der Hauptengpass liegt in der Sammlung; liegen die Verpackungen erst im System, erreichen die Sortierquoten etwa 90 % und die Recyclingraten variieren je nach Materialtyp zwischen 60-80 % für Haushaltsverpackungen und nahezu 90 % für gewerbliche Verpackungen.
Zusammenfassung der Studie „Packaging in Transition“
- Die Studie analysiert die Umweltwirkungen und Zirkularität von 130 Verpackungstypen und gibt Handlungsempfehlungen bis 2040.
- Kein Verpackungsmaterial ist generell überlegen; die Auswahl hängt stark vom Anwendungskontext ab.
- Der Hauptengpass im Recyclingprozess liegt in der Erfassung, im System der Sammlung.
Was Operations-Profis wissen sollten
Die Ergebnisse der Studie „Packaging in Transition“ sind für Operations-Profis von großer Relevanz, da sie Entscheidungshilfen für die Materialwahl bieten. Es ist wichtig, die spezifischen Anforderungen der verschiedenen Branchen zu erkennen und dabei sowohl Umweltwirkungen als auch Zirkularität zu berücksichtigen. Operations-Manager sollten darauf achten, Innovations- und Technologiepfade zu verfolgen, die die Recyclingfähigkeit der gewählten Materialien verbessern und gleichzeitig regulatorische Vorgaben einhalten. Die Erkenntnisse der Studie unterstreichen die Notwendigkeit einer ständigen Verbesserung der Sammlung und des Recyclings von Verpackungsmaterialien, um die EU-Ziele zu erreichen und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Robert Reseneder – Interim Manager und Mentor
Tel. +49 175 265 6522
Diese Zusammenfassung basiert auf dem Beitrag Studie beleuchtet Umweltwirkung von Verpackungen
Quelle: packaging journal